OUTSOURCING
Vertrauenssache
Bei der Wäsche wird es gemacht, beim Catering ebenso - warum sollte nicht auch die Instrumentenaufbereitung komplett an externe Dienstleister ausgelagert werden? Während nach Expertenschätzung etwa 10 bis 15 Prozent der deutschen Kliniken ZSVA-Dienstleistungen in Anspruch nehmen - von Managementleistungen bis hin zur gesamten Inhouse-Aufbereitung -, halten sie sich damit zurück, Instrumente in externen Zentren aufbereiten zu lassen. "Höchstens zwei oder drei Prozent der deutschen Kliniken geben ihr Sterilgut in die Betriebsstätten auf der so genannten grünen Wiese", schätzt Branchenfachmann Klaus Sellinghoff von SHS Sellinghoff Health Solutions.
Dabei klingen die Vorteile für dieses Modell durchaus vernünftig: Gerade wenn der Raum im Krankenhaus nicht mehr ausreicht oder längst eine Modernisierung der ZSVA fällig wäre, bietet es sich an, die Versorgung auszulagern. Zumal wenn sich ein Aufbereiter im regionalen Umfeld befindet. Ralf Berscheid von Vanguard, dem größten deutschen Sterilgutversorger, kennt die Vorbehalte: "Es gibt eine traditionelle Abwehrhaltung bei den Häusern", so Berscheid, der seit März 2010 im Vorstand sitzt. "Sie befürchten Abhängigkeit, haben Angst, die Kontrolle über die Abläufe zu verlieren und die Bestecke aus dem Haus zu geben." Schließlich ist die Instrumentenaufbereitung ein OP-naher Prozess. "Das will man 100-prozentig im Griff haben." Vanguard betreibt derzeit vier Aufbereitungszentren in Essen, Maybach (Saarland), Hamburg und Berlin, sowie einige weitere in Joint Ventures. Berscheid hat neue Qualitätsmanager eingestellt und eine Taskforce eingerichtet. die Einstiegshürden bei potenziellen Kunden abbauen soll. Um Vertrauen soll geworben werden und darum, die Leistung zumindest einmal in Schnupperkursen zu testen. Ein Einfallstor für längerfristige Aufträge? Berscheid fällt zumindest kein Kunde ein, der sich danach für einen anderen Anbieter entschieden hätte. "Die grüne Wiese ist ein schwieriges Geschäft", sagt Sellinghoff. "Aber eins mit Wachstumspotenzial von gefühlt fünf bis zehn Prozent", so Berscheid. Und ein langfristiges, denn: "Wer sich einmal für Outsoucing entschieden hat, der bleibt auch meist dabei."
Was ist günstiger?
Einen Kosten-Nutzen-Vergleich zwischen Eigenaufbereitung und Auslagerung hat das Servicezentrum Greifswald. ein Geschäftsbereich der Uniklinik Greifwald, durchgeführt. Ergebnis: Fallen in einer Klinik über 10.000 Sterilguteinheiten (StE) pro Jahr an, ist eine Eigenaufbereitung wirtschaftlich interessant. Ziel sollten dabei Kosten von etwa 18 Euro je Einheit sein. Darin enthalten sind anteilig die Personal- und Betriebskosten, die Dokumentation und Validierung. Rechnet man noch eine Rücklage für Neuinvestitionen hinzu, beträgt der Aufwand rund 22 Euro pro StE. Bei Fremdvergabe liegen die Kosten zwischen 25 und 35 Euro pro StE. Grund dafür seien die höheren Logistik- und Anschaffungskosten für zusätzliche Instrumentensiebe. Allerdings ist die Eigenaufbereitung mit vielen Aufgaben verbunden: Das Personal muss geschult. ein Qualitätsmanagementsystem eingerichtet werden, die Geräte gehören gewartet und validiert. Andererseits sind das Qualitätsmanagementsystem und der Aufbereitungsaufwand des Dienstleisters für den Auftraggeber schwer zu kontrollieren. Peter Rudolph, Leiter des Servicezentrums, empfiehlt, eine geplante Auslagerung gut durchzurechnen: "Im Zweifelsfall ist eine Aufbereitung besser inhouse zu managen."
Romy König
Quelle: kma 01/2011 S. 56
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